Feng Shui

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Feng Shui, chinesisch 風水 fēng shuĭ, wörtlich „Wind und Wasser“: früher als Kan Yu (堪舆 kān yú) bezeichnet.

Ursprüngliches Ziel des Feng Shui ist, einen Standort so auszuwählen und das Gebäude darauf so auszurichten und zu gestalten, dass es die vor Ort herrschende Energie optimal nutzt und auf die Bedürfnisse der Bewohner angepasst wird. Dies führt dazu, dass die Leistungsfähigkeit und Vitalität der Bewohner gefördert wird für mehr Wohlstand, Gesundheit und bessere Beziehungen.

Die chinesische Metaphysik ist durch die gemeinsame Anwendung der Fünf Elemente und anderer Prinzipien eng miteinander verwoben. Dies hat den Vorteil, dass man verschiedene Techniken wie Ba Zi Suanming oder Qi Men Dun Jia in Kombination mit Feng Shui im Haus anwenden kann für einen maximierten Effekt.

Die Anfänge des Feng Shui bzw. des Kan Yu reichen angeblich bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurück. Das Klassische Feng Shui orientiert sich an einer Reihe von sog. altchinesischen Klassikern, wie dem „Klassiker des grünen Beutels“ (青囊經 Qīng Náng Jīng) aus der Qin-Dynastie (221-207 v.Chr.) sowie an den Ergebnissen von jahrhundertelanger praktischer Erfahrung und Ausübung. Im Laufe der Zeit haben sich regional verschiedene Schulen entwickelt.

Einige der heute allgemein gebräuchlichen Techniken des Feng Shui sind jüngeren Datums; das System der sog. „Fliegenden Sterne“ (玄空飛星 xuán kòng fēi xīng) beispielsweise ist etwa tausend Jahre alt, aber in seiner heute gebräuchlichen Form wurde es erst gegen Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt.

In seinem Anfangsstadium wurde Feng Shui zunächst nur auf das Anlegen von Gräbern angewendet (Yin Feng Shui); später auch auf die Wohnstätten von Lebenden vom einzelnen Wohnhaus bis hin zu Stadtplanung (beispielsweise wurde die Verbotene Stadt in Beijing nach Feng-Shui-Prinzipien angelegt).

Im Feng Shui wird davon ausgegangen, dass die Umgebung einen Menschen maßgeblich beeinflusst und je nachdem, ob dieser Einfluss günstig oder ungünstig ist, seine Gesundheit, Gemütsverfassung und Leistungsfähigkeit fördert oder beeinträchtigt.

Im Klassischen Feng Shui geht es darum, die Energie in der Umgebung eines Wohnortes zu analysieren, günstiges Qi in ein Haus zu lenken und im Haus nutzbar zu machen. Ziel ist es, die einzelnen Wohnräume optimal mit Qi-Energie zu versorgen, indem ihr Strom gelenkt, positive Energie gefördert und negative reduziert wird.

Das in der Natur bzw. den Bergen entstehende Qi wird vom Wind transportiert und mittels Wasser gelenkt und begrenzt. In dem Guo Pu (274-324 n.Chr.) zugeschriebenen Buch der Begräbnisse (樟树 Zhāngshù) heißt es: „Das mit dem Wind reitende Qi wird vom Wind zerstreut und stoppt an der Grenze des Wassers.“

Im Feng Shui gibt es zwei Hauptsysteme, das Luan Tou (巒頭 luán tóu), welches sich dem Studium der Landformen widmet, und das Li Qi (理氣 lĭ qì), in welchem die Qualität und zeitliche Veränderlichkeit des Qis berechnet wird. Entgegen der Auffassung des New Age Feng Shui gebrauchen jedoch beide Systeme den chinesischen Kompass (羅盤 luópán).

Heutzutage sind beide Systeme nicht mehr getrennt zu sehen, sondern sie werden in Kombination in den diversen Disziplinen des Feng Shui angewandt: so orientiert sich beispielsweise das Regelsystem des San Yuan (三元 sān yuán) mehr am Li Qi und das San He (三合 sān hé) mehr am Luan Tou.

Im Klassischen Feng Shui wird die nähere und weitere Umgebung eines Hauses untersucht und qualitativ bewertet, wobei diese etwa zu zwei Dritteln die Feng-Shui-Verhältnisse eines Standortes bestimmt. Außerdem wird analysiert, inwieweit ein Gebäude in der Lage ist, die herrschenden positiven oder negativen Qi-Verhältnisse in sich aufzunehmen und welche Maßnahmen in und um das Gebäude ergriffen werden können, um zu erreichen, dass die Bewohner so gut wie möglich von diesem Standort profitieren können.

Im Feng Shui gelten die Gesetze von Yin und Yang und der Fünf Elemente auf den verschiedenen Ebenen.

Ein Beispiel: Grundsätzlich ist die Umgebung als Yang, d. h. aktiv und lebendig einzustufen im Verhältnis zu Häusern, welche unbewegt, also ehr Yin sind. Für Häuser der Lebenden ist es daher wünschenswert, ein Haus mit Yang-Energie zu „beleben“. Räume, welche z. B. kaum Fenster haben und daher dunkel und muffig wirken, sind zu sehr Yin. Der Bewohner eines solchen Zimmers würde auf die Dauer Gefahr laufen, depressiv und krank zu werden. In diesem Falle könnte man das Problem durch mehr Fenster oder künstliche Beleuchtung und Belüftung als Ausgleich beheben.

Allerdings geht es wie in allen chinesischen Disziplinen um das harmonische Gleichgewicht der Kräfte; in einem Raum, welcher zu viele Fenster, zuviel Licht und kaum „Rückzugsmöglichkeiten“ besitzt, würden die Bewohner auf die Dauer nervös und ruhelos werden.

Gleichfalls gibt es innerhalb des Hauses Bereiche, welche belebter sein sollten (Yang), wie z. B. der Eingangsbereich, wohingegen Schlafzimmer ihrer Funktion nach mehr Yin sein sollten, um die Ruhephasen nicht zu stören, etwa durch gedämpftes Licht.

Die Analyse eines Gebäudes mit seinen Räumen und seiner Umgebung erfordert tiefgreifendes theoretisches Wissen und praktische Erfahrungen, über welche i. d. R. nur ausgebildete Experten des Klassischen Feng Shui verfügen. Daher ist es zwar sehr gut für den Interessierten, sich anhand der erhältlichen Literatur einen Einblick zu verschaffen, welchen Funktionsprinzipien Feng Shui unterliegt; dies kann jedoch keine Experten-Beratung ersetzen. Wohl kaum einer würde sich von jemandem den Blinddarm herausnehmen lassen, der zwei oder drei Bücher über dieses Thema gelesen hat.

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