Warum es bei den Chinesen 4 Jahresanfänge gibt

Wussten Sie schon, dass die Chinesen bis zu vier Mal den Jahresanfang feiern können?

Warum es bei den Chinesen 4 Jahresanfänge gibt, das lesen Sie in diesem Blogbeitrag und das können Sie auch in meinem diesbezüglichen Video sehen.

Die 4 Jahresanfänge im chinesischen Kulturkreis

Die Zeitrechnung spielt bei den Chinesen eine bedeutende Rolle. Zeit lässt sich nämlich auf verschiedene Arten messen, beispielsweise anhand unserer Hauptgestirne, der Sonne und dem Mond. Auch wir im Westen kennen ein Mond- und ein Sonnenjahr, die unterschiedliche Laufzeiten haben.

1. Der gregorianische Kalender: 1. Januar

Warum es bei den Chinesen 4 Jahresanfänge gibt

Im Jahr 1911 wurde in China der westliche gregorianische Kalender eingeführt, nach dem auch wir das Kalenderjahr berechnen. Bei diesem beginnt das Jahr am 1. Januar und dies ist heutzutage auch in China der offizielle Jahresanfang.

2. Das Sonnenjahr (岁 suì): Wintersonnenwende

Warum es bei den Chinesen 4 Jahresanfänge gibt

Mancherorts wird das Sonnenjahr (岁 suì) von Wintersonnenwende zu Wintersonnenwende gezählt.

3. Der Tag des chinesischen Neujahrsfestes

Chinesisches Neujahrsfest

Ein anderer Jahresanfang folgt dem Mondzyklus und wird von den Chinesen groß gefeiert. Dieses Mondjahr (年 nián) dauert mit zwölf Mondmonaten 354 Tage (12x 29,5 Tage), weshalb man alle zwei bis drei Jahre einen 13. Mondmonat einfügen muss, um den Sonnenkalender mit seinen 365,25 Tagen wieder einzuholen. Daher nennt man dieses Kalendersystem Lunisolarkalender.

4. Der Beginn des Kalenderjahres am 3./4. Februar

Warum es bei den Chinesen 4 Jahresanfänge gibt

Der für die chinesische Metaphysik relevante Jahresanfang folgt dem Kalenderjahr, das mit dem ersten Frühlingstag am 3. oder 4. Februar beginnt (立春 lìchūn). Dabei folgt nach Ablauf von zwölf Kalendermonaten das neue Jahr. Dieser chinesische Kalender ist übrigens vielschichtig und enthält 24 Jahreszeiten, die die Klimaphasen abbilden und viele andere Komponenten.

Das chinesische Neujahrsfest (CNY)

Dieses chinesische Neujahrsfest, chinesisch 春节 chūnjié (Frühlingsfest) oder 農曆新年 nónglì xīnnián (Neujahrsfest), hat einen ähnlichen Stellenwert wie bei uns Weihnachten, weil sich dort traditionell die Familien zu gemeinsamen Essen, Feiern und Beschenken versammeln. Das chinesische Neujahrs- oder Frühlingsfest ist auch bekannt als Chinese New Year (CNY).

Dieses Fest fällt immer auf den zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende. Ganz selten kann es auch auf den dritten Neumond fallen. Sein Termin wandert wie Ostern im Jahr und fällt auf einen Tag zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. 2021 fällt das chinesische Neujahrsfest auf den 12. Februar.

Termine für das chinesische Neujahrsfest

Jahr Neujahrstag Jahr Neujahrstag
2021 12. Februar 2026 17. Februar
2022 01. Februar 2027 06. Februar
2023 22. Januar 2028 26. Januar
2024 10. Februar 2029 13. Februar
2025 29. Januar 2030 03. Februar

Legenden rund um das Frühlingsfest

Um das Neujahrs- oder Frühlingsfest ranken sich zahlreiche Legenden, z. B. von einem menschenfressenden Monster (chinesisch 年兽 niánshòu), das einmal im Jahr aus seinem Tiefschlaf in den Bergen erwacht und die Dörfer der Umgebung heimsucht. Das Monster hat Angst vor Gold und Rot sowie vor Lärm, daher dekorieren die Chinesen gern ihre Häuser in diesen Farben und zünden Feuerwerk an, das sie übrigens auch erfunden haben.

Dann gibt es noch die Legende vom Löwen- oder Drachentanz (舞龙 wǔlóng) nach einem Traum des Kaisers Qianlong (18. Jh.). Diese Tänzen sollen Glück für das neue Jahr bringen.

Vorbereitungen auf das Fest

Die Vorbereitungen zum Neujahrsfest beginnen schon Tage zuvor. Am 20. Tag des elften Mondmonats steht ein großer Hausputz an. Es wird mit Bambuszweigen gereinigt und es das Haus dann festlich in Rot und Gold dekoriert. Rot und Gold sind Glücksfarben und sollen das Monster Nian vertreiben.

In den ersten Tagen des neuen Jahres ist Putzen hingegen verpönt, weil man befürchtet, sonst das Glück wegzufegen. Die Chinesen sind sehr abergläubisch!

Die Festtage

Das chinesische Neujahrsfest hat etwa den gleichen Stellenwert wie bei uns Weihnachten. Zu dieser Zeit kommt die Familie zusammen und es wird ausgiebig mit Essen und Geschenken gefeiert. Daher finden in diesem Zeitraum geradezu Völkerwanderungen statt.

Das Fest dauert insgesamt 15 Tage und jeder Tag hat seine speziellen Bräuche, die zum Teil regional verschieden sind. Die Chinesen nehmen sich meist fünf bis acht Tage frei und lassen sich gern den Termin berechnen, wann sie wieder mit der Arbeit anfangen.

Nach traditioneller chinesischer Vorstellung tritt das Glück in der Neujahrsnacht ins Haus ein. Am Vorabend des Neujahrstages (除夕 chúxī) versammelt sich die Familie zu einem großen Essen. Die Kinder und Unverheirateten bekommen rote Umschläge mit Geldgeschenken (紅包 hóngbāo), die am ersten Tag des neuen Jahres geöffnet werden dürfen.

Gegen 23:00 Uhr verlässt man das Haus und nimmt so die alten Energien mit hinaus. Das Haus bleibt geöffnet, um das Glück einzulassen. Sodann gibt es ein großes Feuerwerk, das bis in den Morgen andauern kann.

Der erste Tag des neuen Jahres (正月初一 zhēngyuè chūyī) wird im engen Familienkreis gefeiert. Dabei treffen sich mehrere Generationen zum sog. Reunion Dinner, welches die wichtigste Mahlzeit im Jahr darstellt.

Neujahr

An diesem Tag wird den Eltern und Ahnen von den Jüngeren Respekt erwiesen. Man macht den Eltern Komplimente und verbeugt sich vor den Ahnentafeln. Viele opfern ihnen Räucherstäbchen.

Es haben sich dazu auch zahlreiche Bräuche entwickelt, die Glück bringen sollen, während andere Tätigkeiten angeblich Unglück bringen. Zum Beispiel soll man am ersten Tag des neuen Jahres nicht seine Haare waschen und kein schwarz oder weiß tragen, dafür aber rote Unterwäsche.

In den folgenden Tagen besuchen die Familien ihre Verwandten, Freunde und Ahnen und wünschen sich ein gutes Jahr (拜年 bàinián). Jeder dieser Tage hat eine spezielle Bedeutung. Sie werden regional unterschiedlich begangen.

Der neunte Tag (正月初九 zhēngyuè chūjiŭ) gilt in der Provinz Hokkien übrigens als Neujahrstag (damit wären es dann sogar fünf Jahresanfänge). In der Nacht zuvor beten die Bewohner zum Jadekaiser des Himmels (天公 tiāngōng) und servieren ihm Tee und Zuckerrohr.

Höhepunkt und krönender Abschluss des chinesischen Neujahres bildet der 15. Tag (正月十五 zhēngyuè shíwŭ). An diesem Tag findet das Laternenfest (元宵節 yuánxiāojié) statt.

Laternenfest
Es gibt Darbietungen von Löwen- und Drachentänzen in den überfüllten Straßen. Zu  essen gibt es 湯圓 tāngyuán (Klebreisbällchen mit süßer Füllung) und ein ausgiebiges Abendessen. Außerdem werden Kerzen außerhalb des Hauses angezündet, um den Geistern der Verstorbenen den Weg nach Hause zu zeigen.

Das chinesische Kalenderjahr nach dem Zehntausendjährigen Kalender (萬年曆 wànniánlì)

Basierend einem kombinierten Sonnen- und Mondkalender, dem sog. Zehntausendjährigen Kalender (萬年曆 wànniánlì) wird das Jahr in zwölf Kalendermonate eingeteilt. Auf diesem System beruhen die meisten Berechnungen in den Disziplinen der chinesischen Metaphysik.

Der erste Tag des neuen Kalenderjahres fällt immer auf den 3. oder 4. Februar mit dem Tigermonat, der zum Element Holz gehört. Energetisch folgerichtig beginnt das neue Jahr also mit dem ersten Frühlingsmonat als Neuanfang.

Die chinesischen Kalendermonate haben auch andere Übergänge als im gregorianischen Kalender. Sie orientieren sich an den Übergängen der 24 Klimaperioden (节气, Jiéqì), wobei immer zwei Klimaphasen einen Monat ergeben.

Nach diesem Kalender sollten Sie sich richten, wenn Sie Ihr Tierkreiszeichen suchen. Nach diesem Kalender richtet sich die Horoskopberechnung mittels Ba Zi Suanming.

Beispielsweise gehört ein Mensch, der im Januar 2020 geboren wurde, noch zum Tierkreiszeichen der Ratte, deren Jahr am 4. Februar 2020 begann. Außerdem beginnt das Kalenderjahr nie zur gleichen Uhrzeit, sondern ist jedes Jahr verschieden. So ist ein Kind, das am 3. Februar 2021 geboren ist, noch eine Metall-Ratte, während ein Kind, das kurz vor Mitternacht geboren ist, bereits ein Metall-Ochse ist.

Der traditionelle chinesische Kalender ist übrigens sehr vielschichtig und komplex und zerteilt die Zeiteinheiten in Kombinationen der Fünf Elemente. Dabei kommen jeweils ein sog. Himmelsstamm oben und ein Erdzweig unten zusammen, die wir als die zwölf chinesischen Tierkreiszeichen kennen. Insgesamt gibt es 60 Kombinationen (甲子 jiǎzǐ), die auf Ebene der Jahre, Monate, Tage und auch Stunden sich unaufhörlich wiederholen.

Ba Zi Suanming

Beispiel für die Darstellung eines Datums anhand des chinesischen Kalenders

Darüber hinaus gibt es noch andere, teils sehr komplexe Systeme, welche in der chinesischen Metaphysik die Zeit erfassen Sie werden unter anderem zur Berechnung von günstigen Terminen, im Feng Shui und im Qi Men Dun Jia eingesetzt. Einige davon sind in den jährlichen chinesischen Almanachen (通書 tōng shū) zu finden, welche einen Auszug aus dem Zehntausendjährigen Kalender darstellen.

In meinem Buch "Prognose für das Jahr des Wasser-Hasen 2023" sehen Sie, welche Informationen und Methoden sich am chinesischen Kalender orientieren und welche spannenden Ergebnisse Sie daraus ziehen können für eine erfolgreiche Jahresplanung.
Warum es bei den Chinesen 4 Jahresanfänge gibt

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