Der chinesische Nostradamus: das sagt das Mutter-Erde-Orakel über 2023
Die chinesische Metaphysik beschäftigt sich mit der Untersuchung und dem Meistern der Energien, die unser Leben bestimmen. Somit sind die Chinesen seit jeher darauf bedacht, mehr über die Zukunft zu erfahren, um bestmöglich mit den Chancen und Herausforderungen, die kommen, umzugehen.
Es gibt daher eine ganze Reihe von Vorhersagetexten, deren Autoren man in Anlehnung an den französischen Astrologen Michel de Nostredame (1503–1566) den Titel "chinesischer Nostradamus" verliehen hat. Dieser Titel wurde gleich mehreren Autoren verschiedener Schriften zuteil. Zu den bekanntesten zählen:
- Das Di Mu Jing (chin. 地母經 dì mŭ jīng "Mutter-Erde-Orakel"), das in heutiger Form aus der frühen Qing-Zeit überliefert ist und dessen Wurzeln bis 2.000 Jahre zurückreichen
- Das tangzeitliche Tui Bei Tu (chin. 推背图 tuī bèi tú „Zurückschiebeskizze“)
- Die 14 Prophezeiungen des Zhuge Liang (181–234 n. Chr.)
- Das Shaobing Ge von Liu Bowen (1311–1375, chin. 燒餅歌 shāobǐng gē „Kekslied“)
- Die Liu Bowen zugeschriebenen Inschriften vom Taibai-Berg
Da die Autoren im Stammland China lebten, beziehen sich viele ihrer Aussagen auf bestimmte Landstriche, doch heutige Interpreten übertragen diese auch auf die Vorgänge in der ganzen Welt. Ich stelle hier das Di Mu Jing (chin. 地母經 dì mŭ jīng "Mutter-Erde-Orakel") vor. Dieses ist auch heute noch Bestandteil von vielen chinesischen Almanachen (Tong Shus).
Das Di Mu Jing besteht aus 60 Gedichten. Jedes Gedicht interpretiert die Himmelsstamm-Erdzweig-Kombination des jeweiligen Jahres und trifft anhand von dieser Prognosen die zu erwartenden Ereignisse.
Für den Wasser-Hasen 2023 (癸卯 GuiMao) wird Folgendes vorausgesagt:
Hier geht es zur Textquelle.
Pin-Yin-Umschrift:
Guǐ mǎo nián
Shī yuē︰
Tàisuì guǐ mǎo nián, gāodī bàn yōu xǐ. Chūn xià yǔ báo duō, qiū lái quē yǔshuǐ.
Yàn zhào hǎo sāng má, wú de hé dào měi. Rénmín duō jíbìng, liùchù zhàng yān qǐ.
Sāng yèzhī shàngkōng, tiān cán wú kě shí. Cán fù zǒu máng mang, tílán qì lèi bēi.
Suī dé duō mián sī, jǐn fèi rén xīnlì.
Bŭ yuē︰
Guǐ mǎo tù tóu fēng, gāodī hé mài nóng. Gēngfū jiēqín zhǒng, zhù jī zài sān dōng.
Sāng yè suīrán guì, sīmián gèng yǒu gōng.
Meine Übersetzung:
Wasser-Hasen-Jahr
Das Gedicht sagt:
Großer Herzog Gui Mao Jahr, hoch und niedrig (= alle Menschen) sind halb traurig und glücklich. Im Frühling und Sommer gibt es viel Regen und Hagel, im Herbst jedoch wenig Regen.
Yanzhao [heutige Provinz Hebei] liebt Maulbeere und Hanf, [in] Wudi sind Hirse und Reis schön. Die Menschen leiden an vielen Krankheiten und bei den sechs Tieren entstehen Miasma und Rauch.
Am Himmel über den Maulbeerblattzweigen hat die Seidenraupe keine Nahrung. Die Seidenraupenfrau war beschäftigt und trug den Korb weinend.
Obwohl es viel mehr Seidenwolle ist, erfordert es Mühe.
Das Orakel sagt:
GuiMao Hasenjahr, viel ist reichlich vorhanden, hoch und niedrig Reissetzlinge und Weizen sind dicht. Die Landwirte pflanzen fleißig und sammeln in den drei Wintern an.
Obwohl Maulbeerblätter teuer sind, ist Seidenwolle produktiver.
Der Text bezieht sich nur auf die Elemente-Kombination des Jahres, das heißt auf die Jahressäule des Wasser-Hasen:
Die bisherigen Ereignisse haben ja die Wirtschaft überall stark geschwächt, wodurch der ein Teil der Bevölkerung in Not gerät, während der andere Teil aufblühen kann. Da dies hoch und niedrig betrifft, sind damit alle Bevölkerungsschichten gemeint.
Der Hinweis auf Regen im Sommer und wenig Regen im Herbst deutet darauf hin, dass die Wetteranomalien der vergangenen Jahre sich weiter fortsetzen werden und wir Witterungen haben, die nicht der Jahreszeit entsprechen.
„Yanzhao liebt Maulbeere und Hanf“ steht für eine erhöhte Nachfrage. Andernorts in Wudi sind Reis und Hirse schön. Beide Orte befinden sich im nordöstlichen China.
Es gibt also eine erhöhte Nachfrage und es wird auch produziert, aber möglicherweise ist nicht das vorhanden, was die Menschen haben wollen. Vielleicht werden wir auch dieses Jahr bei bestimmten Produkten vor leeren Regalen stehen. Der dritte Vers, in dem es heißt, dass die Seidenraupen keine Nahrung finden und die Seidenraupenfrau weint, die die Seidenraupen verarbeitet, weist in diese Richtung.
Dass die Produktion mehr Mühe erfordert, kann bedeuten, dass die Produktions- und Beschaffungsvorgänge erschwert werden und dadurch wohl auch die Kosten, aber nicht die Löhne, stark ansteigen.
Der Vers lautet weiter, dass die Menschen unter vielen Krankheiten leiden. Corona wütet ja weiterhin unter der Bevölkerung. Doch es scheint, dass noch weitere Krankheiten vielen Menschen zu schaffen machen wird. Möglicherweise geht es wiederum um leicht übertragbare Krankheiten, die von Viren oder Bakterien verursacht werden.
Auch ist davon die Rede, dass die sechs Tiere unter Krankheiten leiden, die über die Luft übertragen werden. Unter den sechs Tieren versteht man in China die domestizierten Tiere Kuh, Schwein, Huhn, Schaf, Pferd und Hund. Auf die heutige Zeit übertragen sind sie ein Sinnbild für Vermögenswerte, wie zum Beispiel Aktien. Der zweite Vers kann also einerseits auf eine Tierseuche hindeuten, die durch die Luft übertragen oder durch Luftverschmutzung verursacht wird. Oder es bedeutet, dass die Vermögenswerte der Menschen im Jahr des Wasser-Hasen leiden. Das deutet auf einen starken Werteverfall hin.
In der Zusammenfassung am Ende des Gedichts ist die Rede davon, dass viel und reichlich vorhanden ist und das Getreide gut steht, aber Maulbeerblätter teuer seien. Das deutet nicht auf Probleme in der Erzeugung, sondern in der Lieferkette hin. Vielleicht wird der Welthandel durch bestimmte Ereignisse beeinträchtigt.
Im letzten Vers steht, dass die Landwirte fleißig pflanzen und in den drei Wintern ansammeln. Sind hier drei Jahre gemeint, in denen man von den Vorräten leben muss? Möglicherweise geht es hier auch um einen kürzeren Zeitraum, nämlich die drei Wintermonate, in denen man von seinen Vorräten leben muss. Dies ist möglicherweise ein Hinweis für die Menschen, für schlechte Zeiten vorzusorgen und etwas auf die Seite zu legen, um Notstände zu überbrücken.
Eine andere, weniger günstige Interpretation dieses Verses könnte bedeuten, dass die Waren nicht verkauft werden können. Haben die Menschen vielleicht nicht genügend Geld, um Waren zu kaufen?
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