Der Chinesische Kalender bildet die Grundlage für zahlreiche Berechnungen der chinesischen Metaphysik, wie beispielsweise Ba Zi Suanming, die Vier-Säulen-Astrologie, Feng Shui, Terminberechnungen und Qi Men Dun Jia.
In diesem Beitrag stelle ich vor, wie der Chinesische Kalender aufgebaut ist.
Das elementare Grundprinzip
Die chinesische Metaphysik geht davon aus, dass alles im Kosmos aus Energie besteht.
Ausgedrückt wird diese Energie mit ihren verschiedenen Formen durch das Gegensatzpaar von Yin und Yang und die Fünf Elemente.
Die Fünf Elemente sind Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Diese haben untereinander eine Beziehung des Erzeugens, Schwächens und Kontrollierens:
- Holz erzeugt Feuer, Feuer erzeugt Erde, Erde erzeugt Metall und Metall Wasser. Wasser wiederum erzeugt Holz usw.
- Holz wird geschwächt durch Feuer, Feuer wird geschwächt durch Erde, Erde durch Metall und Metall durch Wasser. Holz wiederum schwächt Wasser usw.
- Holz kontrolliert Erde, Erde kontrolliert Wasser, Wasser kontrolliert Feuer, Feuer Metall und Metall wiederum Holz.
Auch Zeiteinheiten im Chinesischen Kalender werden in Form der Fünf Elemente mit ihren Yin- und Yang-Ausprägungen ausgedrückt. Das Spannende dabei ist, dass diese Elemente alle Phänomene im Kosmos, wie auch den Raum, ausdrücken können und so verschiedene Querbezüge entstehen und interpretiert werden können.
Die vier Zeitsäulen des Chinesischen Kalenders
Wir haben im Westen ein teils zyklisches und teils lineares Zeitverständnis: Stunden, Tage und Monate wiederholen sich in regelmäßigen Abständen, doch Jahre verlaufen linear. Im chinesischen Kalender jedoch verlaufen alle vier Zeitebenen zyklisch, d. h. auch die Jahre wiederholen sich in regelmäßigen Abständen.
Stunden, Tage, Monate und Jahre werden im chinesischen Kalender durch zweigeteilte Zeitsäulen dargestellt. Den oberen Teil einer Zeitsäule nennt man Himmelsstamm, den unteren Erdzweig.
Himmelsstämme und Erdzweige
Die zehn Himmelsstämme
Es gibt zehn Himmelsstämme (天干 tiān gàn). Sie repräsentieren die Yin- und Yang-Komponente jedes der Fünf Elemente.
Jeder dieser Himmelsstämme steht für ein bestimmtest Bild aus der Natur:
- Yang-Holz (甲 Jia) ist der Baum.
- Yin-Holz (乙 Yi) sind Gras oder Blumen.
- Yang-Feuer (丙 Bing) ist die Sonne
- Yin-Feuer (丁 Ding) ist das Kerzenlicht.
- Yang-Erde (戊 Wu) sind Berge und große Felsen.
- Yin-Erde (己 Ji) ist der Acker oder Boden.
- Yang-Metall (庚 Geng) ist die Axt oder das Schwert.
- Yin-Metall (辛 Xin) ist Schmuck oder ein Messer.
- Yang-Wasser (壬 Ren) ist der Ozean oder große Flüsse
- Yin-Wasser (癸 Gui) sind der Dunst oder die Wolken
Die zwölf Erdzweige
Den unteren Teil einer Zeitsäule nennt man Erdzweig (地支 dì zhī). Diese kennen wir auch als die zwölf Tierkreiszeichen.
Auch sie sind den Fünf Elementen in Yin- und Yang-Ausprägung zugeordnet, aber sie können noch zwei weitere Elemente in sich gespeichert haben.
Es gibt drei Sorten von Erdzweigen:
- Die Wachstumszweige. Ihre Energie ist schnell. Man nennt sie auch die Reisetiere. Dazu gehören Tiger, Schlange, Affe und Schwein. Sie enthalten ein Hauptelement und zwei weitere Erdzweige, die weniger stark sind.
- Die Kardinalzweige: Sie verkörpern die reine Energie eines Elements und haben daher nur ein Element in sich gespeichert, bis auf den Feuer-Erdzweig des Pferdes, weil dieses sich so schnell wandelt und daher immer von Erde begleitet wird. Die Kardinaltiere sind die Ratte, der Hase, das Pferd und der Hahn. Diese Tiere nennt man auch die Pfirsichblütentiere, denn sie stehen für Sexualität und Romantik.
- Als Drittes gibt es die Grabzweige. Sie haben als Hauptelement Erde und haben zwei weitere Zweige in sich gespeichert. Eines dieser Elemente geht immer ins Grab und seine Energie ist entsprechend geschwächt. Das zweite Subelement ist hier im Speicher mit einer wachsenden Energie.
Sie sind auch auf jeder Zeitebene zu finden. Am prägnantesten zeigen sich ihre Eigenschaften anhand der Zuteilung zu den Jahreszeiten und Monaten:
- Die Holzerdzweige werden dem Frühling zugeordnet.
- Die Feuererdzweige gehören dem Feuer an.
- Die Metallerdzweige repräsentieren den Herbst.
- Die Wassererdzweig stehen für den Winter.
Der Tiger hat Yang-Holz als Hauptelement und repräsentiert den ersten Frühlingsmonat. Er hat Yang-Holz als Hauptenergie und außerdem Yang-Feuer und Yang-Erde in sich gespeichert. Seine Energie ist wild und stark. Er steht im westlichen Kalender für den Februar und ist der erste Monat im chinesischen Kalenderjahr, das am 3. oder 4. Februar beginnt. Auf der Stundenebene steht er für die Zeit von 3:00 bis 5:00 Uhr.
Der Hase repräsentiert die Mitte des Frühlings. Er enthält nur Yin-Holz. Er entspricht dem Monat März. Seine Tageszeit liegt zwischen 5:00 und 7:00 Uhr.
Der Drache ist der letzte Monat des frühlings und entspricht im westlichen Kalender etwa dem Monat April. Er enthält Yang-Erde als Hauptelement und hat in sich Yin-Holz gespeichert, das Element der Jahreszeit, das hier ins Grab geht. Das zweite Sub-Element ist Yin-Wasser, hier ist es dessen Speicher. Seine Tageszeit ist 7:00 bis 9:00 Uhr.
Der Sommer beginnt mit der Schlange. Diese hat Yang-Feuer als Hauptelement und in sich Yang-Erde und Yang-Metall gespeichert. Paradoxerweise gilt sie nach außen hin jedoch als Yin. Sie steht für den Monat Mai und die Doppelstunde von 9:00 bis 11:00 Uhr.
Das Pferd steht für den Monat Juni. Es enthält Yin-Feuer und Yin-Erde, wird aber als Yang angesehen. Die Tageszeit ist mittags, wo die Sonne am höchsten steht, zwischen 11:00 und 13:00 Uhr.
Die Ziege gehört zur Yin-Erde und hat in sich Yin-Feuer (Grab) und Yin-Holz (Speicher) gespeichert. Sie steht für den Juli und die Zeit von 13:00 bis 15:00 Uhr.
Mit dem Affen beginnt der Herbst. Er hat Yang-Metall als Hauptelement und Yang-Erde und Yang-Wasser in sich gespeichert. Er steht für den August sowie für die Zeit zwischen 15:00 und 17:00 Uhr.
Der Hahn enthält als einziges Element Yin-Metall. Er steht für den September und die Zeit zwischen 17:00 und 19:00 Uhr.
Der Hund gehört zur Yang-Erde und trägt in sich Yin-Metall (Grab des Jahreszeitelements) und Yin-Feuer (Speicher). Es entspricht dem Oktober und regiert die Doppelstunde zwischen 19:00 und 21:00 Uhr.
Das Schwein enthält Yang-Wasser und als Subelement Yang-Holz. Es ist der erste Wintermonat und ist nach außen Yin. Sein Monat ist der November und seine Tageszeit liegt zwischen 21:00 und 23:00 Uhr.
Die Ratte ist das Tier der Mitternacht zwischen 23:00 und 1:00 Uhr. Sie enthält nur Yin-Wasser, ist aber nach außen hin Yang. Sie steht für den Dezember.
Der Ochse schließlich ist der letzte Wintermonat. Er hat als Hauptelement Yin-Erde und speichert in sich Yin-Wasser (Grab) und Yin-Metall (Speicher). Sein Monat ist der Januar, seine Tageszeit liegt zwischen 1:00 und 3:00 Uhr morgens.
Die Einteilung der Jahreszeitenanfänge unterscheidet sich im westlichen Kalender. Im chinesischen Kalender liegt stets der Monat mit den Sonnenwenden und den Tagundnachtgleichen in der Mitte der Jahreszeit.
Der 60stellige Zyklus im Chinesischen Kalender
Die Kombination eines Himmelsstamms mit einem Erdzweig ergibt eine einzigartige Komposition und verkörpert wiederum ein Bild und spezifische Eigenschaften.
Es können nur Yin-Himmelsstämme mit Yin-Erdzweigen und Yang-Himmelsstämme mit Yang-Erdzweigen kombinieren. Dies ergibt insgesamt 60 Möglichkeiten. Man nennt es den 60stelligen Zyklus.
Die erste Kombination tritt auf zwischen dem ersten der Himmelsstämme, dem Yang-Holz Jia und dem ersten Erdzweig der Ratte (Zi). Daher wird der 60stellige Zyklus auch als Pars pro Toto als JiaZi bezeichnet.
Die zweite Kombination ist Yin-Holz mit dem Ochsen, gefolgt vom Yang-Feuer über dem Tiger usw.
Zehn Himmelsstämme kombinieren mit zehn Erdzweigen. Dabei bleiben in jeder Zehnerkolonne zwei Erdzweige übrig. Diese sind in Bezug auf die in der Kolonne enthaltenen JiaZi-Kombinationen „leer“ (空亡 kōng wáng). Z. B. bleiben nach der Kombination der ersten zehn Himmelsstämme noch die beiden Erdzweige des Hundes und des Schweins leer. Die zweite Kolonne beginnt mit dem Hund (JiaXu) und übrig bleiben hier der Affe und der Hahn. Diese sind die leeren Erdzweige für diese Kombinationsreihe.
Die Fliegenden Sterne
Eine weitere Ebene im chinesischen Kalender sind die sog. Fliegenden Sterne. Hierbei handelt es sich um Energieformen, die den acht Himmelsrichtungen und ihren entsprechenden Sektoren und dem Zentrum zugewiesen werden, woraus sich eine Anzahl von neun ergibt.
Jeder Tag wird einem der neun Sterne zugeordnet.
Auf Ebene des Jahres wird auch je ein Fliegender Stern einem Stern zugeordnet und zwar dem Stern, der im sog. Luoshu-Chart in dem betreffenden Jahr im Zentrum steht. Diese steht gleichzeitig für die persönliche Lebens-Gua eines Mannes, der in diesem Jahr geboren ist. Die Gua-Zahl einer Frau unterscheidet sich jedoch davon.
Der chinesische Almanach (Tong Shu)
Der chinesische Kalender ist unter anderem abgedruckt im chinesischen Almanach, dem Tong Shu (通書tōng shū). Dies ist sozusagen ein historischer Tagesplaner.
Es handelt sich dabei um einen Auszug aus dem sog. Zehntausendjährigen Kalender (万年曆 wànniánlì). Dies ist ein kombinierter Sonnen- und Mondkalender.
Er enthält neben den oben genannten Zeitsäulen weitere Informationen, die die Qualität des jeweiligen Tages definieren. Darin stehen beispielsweise astronomische, astrologische, numerologische und magische Informationen, Feng Shui und Empfehlungen, welche Aktivitäten an einem bestimmten Tag günstig und ungünstig sind etc. Auch Informationen zur Landwirtschaft sind darin enthalten.
Anwendungsbeispiele, bei denen der Chinesische Kalender zum Einsatz kommt
Der Chinesische Kalender dient als Interpretationsgrundlage für zahlreiche Disziplinen der chinesischen Metaphysik.
Ba Zi Suanming
Ba Zi Suanming, die chinesische Vier-Säulen-Astrologie oder wörtlich "Lebensberechnung nach den Acht Zeichen", zieht das vollständige Geburtsdatum eines Menschen, also Jahr, Monat, Tag und Stunde der Geburt heran und bildet damit vier Säulen oder acht Zeichen.
Die Beziehungen der Elemente in dem dadurch entstandenen „Geburts-Chart“ dienen als Interpretationsgrundlage für Persönlichkeit, Stärken, Schwächen und Potenziale im Leben der betreffenden Person.
Terminberechnungen
Der Chinesische Kalender ist darüber hinaus die Basis für sämtliche Methoden zur Ermittlung von günstigen Terminen.
Hierbei für das jeweilige Vorhaben, z. B. Vertragsunterzeichnung, Geschäftseröffnung, Pitch, Heirat, Einzug etc. ein Zeitfenster gesucht, dessen Energien dieses unterstützen.
Hierbei werden allerdings noch weitere energetische Komponenten mit in Betracht gezogen, die auch noch Bestandteil des chinesischen Kalenders sind.
Qi Men Dun Jia
Das vielseitig verwendbare Strategietool Qi Men Dun Jia speist sich ebenfalls aus dem Chinesischen Kalender.
Davon wird ein Chart erstellt, der Zeit und Raum gleichzeitig auf mehreren Energie-Ebenen abbildet.
Man kann Qi Men zur Vorhersage, zur Vorgehensplanung, zur Schicksalsanalyse, für Feng Shui oder auch für spirituelle Zwecke einsetzen.
Feng Shui
Auch im Feng Shui, der chinesischen Harmonielehre für Häuser, spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle.
Aktivierungsmaßnahmen werden idealerweise zu Zeitpunkten durchgeführt, die in Einklang mit diesen stehen und dazu werden auch Daten aus dem chinesischen Kalender gezogen.
Die Gua-Zahlen, Himmelsstämme und Erdzweige sind zudem verschiedenen Himmelsrichtungen zugeordnet und stellen so unter anderem eine Verbindung her zwischen dem Haus und dem Geburtschart der Bewohner.
Dies sind nur einige Beispiele für die vielseitigen Anwendungen des Chinesischen Kalenders, mit denen man sein Leben bereichern kann. Wenn du es ausprobieren willst, dann kontaktiere mich einfach für weitere Informationen. Hier kannst du mein diesbezügliches Video anschauen.
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