Ein weiterer Chinesischer-Nostradamus-Text für 2022: Das Tui Bei Tu

Prophetie eines weiteren chinesischen Nostradamus für dieses Jahr: Das Tui Bei Tu für 2022 (推背图 Tuī bèi tú)

Nachdem ich in einem vergangenen Blogartikel bereits einen Weissagungstext aus dem alten China vorgestellt habe, das Mutter-Erde-Orakel (chin. 地母經 dì mŭ jīng), möchte ich hier einen weiteren Prophetie-Text vorstellen. Dieser wird ebenfalls einem "chinesischen Nostradamus" zugeschrieben - in Anlehnung an das große französische Vorbild. Der Text nennt sich "Zurückschiebeskizzen" (chin. 推背图 tuī bèi tú).

Das Tui Bei Tu ist eine Zusammenstellung von 60 Gedichten aus der Tang-Zeit über das Schicksal Chinas. Diese 60 Gedichte entsprechen dem sog. 60stelligen Zyklus (chin. 甲子 jiăzĭ) des chinesischen Kalenders. Als Autoren werden Li Chungfeng (chin. 李淳風) und Yuan Tiangang (chin. 袁天罡) angegeben. Dem Text wurde im 17. Jahrhundert noch ein Kommentar von Jin Shengtan (chin. 金聖歎, 1610?–1661) hinzugefügt.

Der Text verdankt seinen Namen den Bildern, die jedem Gedicht zugeordnet sind.

Ein Text – mehrere Auslegungsarten

Beim Tui Bei Tu ist man im Gegensatz zum Mutter-Erde-Orakel der Auffassung, dass die 60 Gedichte nicht zwingend einem Jahr mit der entsprechenden Jia-Zi-Konstellation entsprechen. Ähnlich wie bei Nostradamus' Centurien gehen viele Interpreten des Textes davon aus, dass jedes Gedicht einem bestimmten Ereignis zugeschrieben werden kann. Wenn dieses Ereignis eingetreten ist, wird die Prophezeiung des darauffolgenden Gedichts fällig.

Nach dieser Auslegung sind die Zeitabstände zwischen den Gedichten unterschiedlich lang. Es beginnt mit der Tang-Zeit (618–907), in welcher der Text entstand, und endet, wenn die Aussagen des letzten Gedichts eingetroffen sind. Wahlweise würde dies das Ende der Welt bedeuten oder ein neuer Zyklus würde von vorn beginnen.

Von diversen Interpreten des Textes werden die einzelnen Gedichte verschiedenen Ereignissen in der Geschichte zugeordnet. Teilweise dient dies auch dazu, den eigenen politischen Standpunkt zu untermauern, beispielsweise indem ein Autor die geschilderten Ereignisse mit der Abspaltung Taiwans und Chinas in Verbindung bringt. Daher sehen unterschiedliche Autoren das Weltgeschehen derzeit bei verschiedenen "Gedichtstationen" angekommen.

Eine recht geläufige Annahme ist, dass bis jetzt alle Szenarien bis zum Gedicht Nr. 55 eingetreten seien. Nun stünde demnach das Gedicht Nr. 56 an, das ich im Folgenden vorstelle. Wir schauen uns zudem auch noch das Gedicht Nr. 39 an, welches der Jia-Zi-Kombination des Jahres 2022 entspricht, dem Wasser-Tiger.

Lesart 1: Der Text von Tui Bei Tu, Nr. 56 (bezogen auf die Konstellation Erde-Ziege – 己未 jĭwèi):

Der Text und die dazugehörige Skizze des Gedichts Nr. 56 im Tui Bei Tu sieht folgendermaßen aus:

Tui Bei Tu

Pin-Yin-Umschrift von Gedicht Nr. 56:

Chèn yuē:

Fēi zhě fēi niăo qián zhě fēi yú
Zhàn bùzài bīng zàohuà yóuxì

Sòng yuē:

Hăijiāng wànlǐ jǐn yúnyān shàng qì yúnxiāo xià jí quán
Jīn mŭ mù gōng gōng huàn nòng gāngē wèi jiē huò liántiān

Jīnshèngtàn: “Cĭ xiàng jūnyòng huǒ, jí luàn bùzài bīng zhī yì. Sòng yún, hǎijiāng wànlĭ, zé zhànzhēng zhī liè, bùjǐn zàiyú zhōngguó yě.

Meine Übersetzung von Gedicht Nr. 56:

Die Prophezeiung sagt:

Flieger sind keine Vögel und Taucher sind keine Fische.
Die Schlacht ist/ hat keine Soldaten, es gibt viel Glücksspiel.

Die Ode sagt:

Tausende von Kilometern am Meer sind voller Wolken und Rauch, bis zum Himmel und bis zur Quelle.

Metall als Mutter von Holz übersteigt die Phantasie der Arbeiter. Waffen ruhen nicht, die Katastrophe ist sogar im Himmel.

Jinshengtan: „Das ist wie Feuer, das vom Militär benutzt wird, das heißt Chaos entsteht nicht durch die Zahl der Soldaten. Die Ode sagt, Tausende von Kilometer am Meeresrand ist der heftige Krieg nicht nur in China, sondern auch anderswo.“

Interpretation von Tui Bei Tu Nr. 56:

Auf dem Bild, das dem Text Nr. 56 beigefügt ist, sieht man zwei Soldaten. Sie spucken Feuer aufeinander und zwei Vögel fliegen über ihren Köpfen aufeinander zu. Im Hintergrund sieht man ein Gewässer mit Fischen darin.

Das Bild sieht sehr konfliktbeladen aus, also ob zu Wasser, zu Lande und in der Luft ein Zusammenstoß bevorstünde. Dies wird gern als der Dritte Weltkrieg ausgelegt, der die ganze Welt überziehen soll. Es ist jedoch nicht die direkte Konfrontation dargestellt, sondern der Moment unmittelbar davor.

Dies liegt an der Passage, dass die Zahl der Soldaten nicht entscheidend sei, sondern die Feuerkraft der Waffen, die über weite Strecken funktionieren und viel Land verwüsten können. Somit interpretieren dies einige als Ausbruch des Dritten Weltkrieges mit Atomwaffen.

Bei dieser ersten Lesart kann man mit den geschilderten Ereignissen kein konkretes Jahr festmachen. Somit würde sich erst im Nachhinein herausstellen, wann die geschilderten Umstände eintreten.

Würde man die einzelnen Gedichte dem jeweiligen Jahr zuordnen, in welcher die energetische Kombination auftaucht, so würde das oben Beschriebene erst auf das Jahr 2039 zutreffen, welches das Jahr der Erde-Ziege sein wird.

Bezieht man sich auf die Elementekombination dieses Jahres, so landet man bei Gedicht Nr. 39, das sich auf den Wasser-Tiger bezieht.

Lesart 2: Der Text von Tui Bei Tu Gedicht Nr. 39 zum Wasser-Tiger (chin. 壬寅 rényín) :

Der Text und dazugehörige Skizze des Gedichts Nr. 39 im Tui Bei Tu

Tui Bei Tu

Pin-Yin-Umschrift von Gedicht Nr. 39:

Chèn yuē:
Niǎo wú zú shān yǒu yuè
Xù chū shēng rén dōu kū

Sòng yuē:
Shí'èr yuè zhōng qì bù hé nánshān yǒu què běishān luō

Jīnshèngtàn: „Cǐ xiàng yí yī wài yí rǎoluàn zhōngyuán, bìzhì yǒu niánshǐ dé píng yě.“

Meine Übersetzung von Gedicht Nr. 39:

Die Prophezeiung sagt:
Ein Vogel ohne Fuß, der Berg hat den Mond.
Wenn die Sonne aufgeht, weinen alle Menschen.

Die Ode sagt:
Mitten im zwölften Monat ist die Atmosphäre/ Luft/ Energie in Zwietracht, auf dem Südberg gibt es einen Vogel und beim Nordberg ein Netz.

Wenn ich den goldenen Hahn rufen höre, sinkt das Meer und die Sonne geht unter.

Jinshengtan: „Dies erscheint verdächtig, dass ein fremder Barbar die zentralchinesische Ebene stört, es muss das Hahnen-Jahr kommen, bis es anfängt, friedlich zu werden.“

Der Text legt nur die Elemente-Kombination des Jahres aus, das heißt, nur die Jahressäule des Wasser-Tigers:

2022

Interpretation von Tui Bei Tu, Nr. 39:

Diese Prophezeiung erscheint recht kryptisch und deutet auf unruhige Zeiten hin. Schon die ersten Worte „Vogel ohne Fuß“ werfen Rätsel auf. Könnte es sich hier um ein fliegendes Objekt handeln?

Der „Berg hat den Mond“ könnte auf ein Ereignis in den Bergen zur Nachtzeit hindeuten. Ein Ereignis sorgt dafür, dass die Menschen Anlass zu Kummer haben.

Im übertragenen Sinne kann die aufgehende Sonne auch für den Osten stehen und möglicherweise ist hier gemeint, dass östliche Länder Kummer haben werden.

Der zweite Absatz grenzt den Zeitraum dieses Ereignisses ein: der zwölfte Monat bezieht sich nach dem chinesischen Kalender auf den Ochsenmonat, welcher der letzte Monat des Jahres ist und im westlichen Kalender dem Januar entspricht.

Zu dieser Zeit soll es Zwietracht geben. Der Südberg hat den Vogel, der Nordberg das Netz – das könnte bedeuten, dass sich eine südliche und eine nördliche Region nicht bei ihren Handelsbeziehungen einigen können: die einen haben die Rohstoffe, die anderen das Werkzeug, um sie zu verarbeiten. Geht es hier um eine Unterbrechung der Lieferketten? Das sehen wir ja bereits durch den Ukraine-Krieg.

Der goldene Hahn kann ein Symbol für den Westen sein. Im Kalender steht der Hahn für den Monat September oder ein Hahnen-Jahr. Zu diesem Zeitpunkt sinkt das Meer und die Sonne geht unter. Ist hier das Ende dieses Zeitabschnittes gemeint?

Der Satz, dass das Meer sinkt, deutet darauf hin, dass es wohl zuvor angestiegen war oder sich Wasser zurückzieht.

Die Erklärung des Jinshengtan weist darauf hin, dass die zentralchinesische Ebene, also das Land zwischen den Bergen im Norden und im Süden liegt, von ausländischen Barbaren bedroht würde. Dies scheint erst vorüberzugehen, wenn das Hahnenjahr kommt. Das nächste Hahnenjahr wird erst 2029 eintreten. Wenn man die Bezeichnung goldener Hahn auf den 60-stelligen Zyklus bezieht, dann müsste man sogar noch weitere zwölf Jahre warten bis 2041, wo das Jahr des Metall-Hahns (辛酉 xīnyŏu) beginnt.

Die geographische Einordnung auf China und die Zentralebene rührt daher, dass das Tui Bei Tui für den chinesischen Raum geschrieben wurde, aber es lässt sich auch auf weitere Gebiete übertragen.

Link zum Tui-Bei-Tu-Video

Bildquelle zu den Skizzen des Tui Bei Tu

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Ein weiterer Chinesischer-Nostradamus-Text für 2022: Das Tui Bei Tu

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